Buchbesprechung p.s. Zeitung
Aaron und Annie
Aaron Goldberg ist neun Jahre alt, als ihn seine Mutter 1997 ins Internat bringt.
Er wäre lieber bei der Mutter geblieben. Doch diese ist als Schauspielerin immer unterwegs.
Sein Vater lebt nicht mehr. Als Aaron im Internat mit Namen vorgestellt wird, «geht ein
leises Raunen durch den Saal». Mit seinem jüdischen Namen wird er rasch zum Aussenseiter.
Dabei liess ihn die Mutter katholisch aufwachsen. An Wochenenden wird er – im Gegensatz
zu seinen Klassenkameraden – selten von seiner Mutter abgeholt. Er verbleibt alleine
im Internat. Dank einem Unfall kommt Aaron zur Erholung zu seiner Grossmutter, die
ihm sofort einbläut: «Nenn mich nicht Grossmutter, ich bin Annie». Zu Beginn findet es
Aaron etwa schwierig mit Annie, denn sie antwortet selten auf seine vielen Fragen. Aber
als Annie erfährt, dass er im Internat geplagt wird, fordert sie ihn auf, «wehr Dich!». Und sie
zeigt ihm auch wie.
Als er nach dem Internat zu studieren beginnt, zieht er bei Annie ein. Annie schweigt
meist und seine Mutter kann ihm auch nicht Auskunft geben. Denn an der Heirat des Vaters
mit seiner Mutter hatte Grossvater keine Freude. Dies und noch viel mehr erfährt
Aaron, als Annie stirbt und er 21 Jahre alt ist.
Eine fast unspektakuläre Geschichte über eine innige, gegenseitige Verbundenheit
zwischen einer Grossmutter und ihrem Enkel, bei der vieles über die schreckliche Vergangenheit
nicht ausgesprochen wird, nicht ausgesprochen werden kann. Erst am Schluss
wird klar, weshalb dies so ist. Eine Geschichte über Vorurteile, die über Generationen weitergegeben
werden.
Das Buch eignet sich auchfür Jugendliche in der Oberstufe. hk.